Zugänge & Übergänge

„Unser System ist oft auf ein intaktes Familiensystem ausgelegt. Care Leaver können darauf nicht zurückgreifen. Der Übergang ins Erwachsenleben kann herausfordernd sei, eine vertrauensvolle Ansprechperson kann hier helfen um bei Entscheidungen zu unterstützen und Schwierigkeiten zu meistern. Deshalb ist es wichtig, dass wir für diese Gruppe auch über die Volljährigkeit hinaus ansprechbar bleiben.” Care-Leaver, ein Beispiel für herausfordernde Übergänge.

Dieter Schrattenholzer
Leiter SOS-Kinderdorf

Einleitung

Im Bereich von Zu- und Übergängen geht es einerseits um Transparenz im Sinne von leicht zugänglichen und korrekten Informationen, aber auch um Gesundheits- und Sozialleistungen (finanzielle Leistungen, Sachleistungen), (leistbares) Wohnen und Bildung. Übergänge sind zum Teil abrupt und unkoordiniert, geben Raum für Brüche und Informationsdefizite und sind, wie Zugänge, eine strukturelle Thematik. Viele Hürden, wie die Fragmentierung in der Finanzierung, Förderkriterien und Zuständigkeiten erschweren Zu- und Übergänge und die Geltendmachung von Ansprüchen. Außerdem werden Personen aufgrund ihrer demographischen Merkmale (Alter, Herkunftsland, Geschlecht, …) oder ihres aufenthaltsrechtlichen Status ein- oder ausgeschlossen. Sprache ist wohl einer der wichtigsten Herausforderungen in Hinblick auf Zu- und Übergänge, was die Verwendung von einfacher Sprache als zentralen Hebel hervorhebt.

Herausforderungen

Hochschwellige Zugänge

Der Zugang zu Leistungen im Sozial- und Gesundheitssystem ist für viele Menschen mit erheblichen Hürden verbunden. Anträge sind oft kompliziert formuliert, langwierig und erfordern eine Vielzahl an Unterlagen. Ohne professionelle Unterstützung sind sie für viele Betroffene kaum zu bewältigen. Diese hohen Schwellen im System erschweren notwendige Hilfeleistungen und verschärfen bestehende soziale Ungleichheiten. Unterschiedliche und sich verändernde Bedarfe werden dabei oft nicht ausreichend berücksichtigt.

Von Angeboten exkludierte Personen

Viele in Wien lebende Menschen – etwa Personen in der Grundversorgung oder EU-Bürger_innen – erfüllen aufgrund ihres aufenthalts- oder sozialrechtlichen Status die Zugangskriterien zu sozialen oder gesundheitlichen Leistungen nicht. Dies führt zu strukturellem Ausschluss vom Hilfesystem und erschwert notwendige Übergänge erheblich.

Digitalisierung und Sprachbarrieren

Digitalisierung kann Zugang erleichtern, stellt jedoch für wenig digitalaffine Personen ein erhebliches Hindernis dar. Auch sprachliche Hürden wirken ausgrenzend. Fehlende Transparenz sowie komplizierte Förder- und Finanzierungssysteme im Sozial- und Gesundheitswesen verschärfen diese Problematik zusätzlich.

Wohnraum und soziale Isolation als systemische Barrieren

Der Mangel an leistbarem Wohnraum erschwert vielen Menschen den Zugang zum Grundrecht auf Wohnen. Soziale Isolation, Einsamkeit und fehlende soziale Anbindung sind weitere Faktoren, die Übergänge gefährden und gesellschaftliche Teilhabe verhindern.

Notwendigkeit struktureller Lösungen für Care Leaver

Bereits etablierte Brüche im System müssen bearbeitet werden, wie beispielsweise anhand des Diskurses rund um Care Leaver sichtbar wird. Junge Erwachsene, die durch die MA11 oder deren Partner_innen betreut wurden, können sich derzeit nicht auf einen strukturierten Übergang in das Regelsystem verlassen, sondern sind von individuellen Verlängerungen und Unterstützungen abhängig. Es braucht klare, transparente und verlässliche Übergangsstrukturen für diese vulnerable Gruppe.

Wichtigste Hebel

Menschen statt Systeme in den Mittelpunkt stellen

Die Ausgestaltung von Unterstützungsangeboten muss sich an den Bedarfen der Menschen orientieren – nicht an den bestehenden Systemlogiken. Der Zugang zu Hilfeleistungen darf nicht durch bürokratische Strukturen erschwert werden. Es braucht eine radikale Nutzer_innenorientierung, um Übergänge tatsächlich zu erleichtern und Teilhabe zu ermöglichen. Eine gut verständliche und barrierearme Kommunikation sollte Standard sein.

Barrierearme Anlaufstellen im Grätzel

Niederschwellige, lokal verankerte und barrierearme Anlaufstellen, die für alle zugänglich sind, können Orientierung bieten, Ansprüche klären und die Anwohner_innen können nächste Schritte gemeinsam erarbeiten. Solche Angebote im Grätzel erhöhen Transparenz über vorhandene Unterstützungsformen und stärken die soziale Infrastruktur in den Wohnumfeldern.

Niederschwellige Anträge und systemübergreifende Kooperation

Ein zentraler Hebel zur Entlastung liegt in der Vereinfachung von Anträgen: Es bedarf niederschwelliger, barrierearmer Anträge die, soweit wie möglich über One-Stop-Shops abgewickelt werden oder, wo sinnvoll, sogar antragslose Maßnahmen. Voraussetzung dafür ist eine stärkere Kooperation zwischen allen Stellen der Stadt und Leistungserbringer_innen sowie die Angleichung von Anspruchsvoraussetzungen auf ein möglichst niederschwelliges Niveau.

Digitalisierung als Mittel zur Teilhabe

Sicher und nachvollziehbar eingesetzte Digitalisierung kann Bürokratie abbauen, Barrieren senken und Zugänge erleichtern. Gleichzeitig bietet sie die Chance, Informationen einfach, transparent und selbstbestimmt zugänglich zu machen – vorausgesetzt, digitale Angebote sind barrierefrei und auf unterschiedliche Lebensrealitäten abgestimmt. Benötigt werden Unterstützung bei der digitalen Teilhabe sowie die Aufrechterhaltung von analogen Alternativen.

 

Leistbares Wohnen als Grundlage von Stabilität

Der Zugang zu leistbarem, angemessenem und selbstbestimmtem Wohnen ist eine Grundvoraussetzung für soziale Stabilität. Wohnversorgung sichert Menschen auf vielen Ebenen ab und bildet die Basis dafür, dass andere Unterstützungsangebote überhaupt greifen können. Daher ist ein Ausbau leistbaren Wohnraums dringend notwendig.

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