Rückblick: Dialograum „Zusammenarbeit gestalten“ im Juli 2025
Am 4. Juli 2025 fand im DWS der Dialograum „Zusammenarbeit gestalten“ statt – ein exklusives Format für Team- und Einrichtungsleitungen sowie Expert_innen für Organisations- und Personalentwicklung aus den DWS-Mitgliedsorganisationen. Rund vier Stunden lang stand der gemeinsame Austausch über gelingende Zusammenarbeit im Mittelpunkt.
Nach einleitenden Worten durch unsere Geschäftsführerin Sandra Frauenberger startete der Vormittag mit einem offenen „Summer Space“. An sechs thematischen Stationen wurde diskutiert, gefragt, geteilt und zugehört – zu zentralen Fragen der Zusammenarbeit in sozialen Organisationen. Das Format bot Raum für Perspektivenvielfalt, spontane Gespräche und Vernetzung.
Im Anschluss vertieften drei praxisorientierte Workshops zentrale Themen rund um Strukturen, Kommunikation und Entscheidungen in Organisationen:
AUSTAUSCH auf den Punkt gebracht – Wie lassen sich Meetings klar, lebendig und wirkungsvoll gestalten? Host Sonja Regen stellte unterschiedliche Meeting-Formate vor und wie diese zweckdienlich wirken können, ergänzt durch gemeinsame Reflexion der Meeting-Kultur in den Einrichtungen.
Wirkungsvoll ENTSCHEIDEN – Mit Birgit Matzinger erkundeten die Teilnehmenden verschiedene Entscheidungsformen – von diversen Formen der Einzelentscheidung bis hin zu Entscheidungen, die kollektive Weisheit nutzbar machen. Ein weiterer Fokus lag auf der Reflexion von Entscheidungsprozessen im Team.
(un)menschliche STRUKTUREN – Stefan Tacha nahm die Teilnehmenden mit auf eine Reise durch die Welt organisationaler Strukturen. Welche Strukturen unterstützen, welche überfordern? Wie kann Organisation so gestaltet werden, dass Menschen sich entfalten können, statt ausgelaugt zu werden?
Der Dialograum bot Raum zur Reflexion, Inspiration und gegenseitigem Lernen – getragen von einer wertschätzenden Atmosphäre und der gemeinsamen Suche nach Wegen, Zusammenarbeit wirksam und menschlich zu gestalten.
Wir danken allen Beteiligten für ihre Offenheit, Expertise und Beiträge.
Visuelle Einblicke & Flipcharts
Auftakt & Summer Space
LAB: AUSTAUSCH auf den Punkt gebracht – Meetings wirkungsvoll gestalten (Host: Sonja Regen)
Mit Impulsen aus agilen Ansätzen, Soziokratie und New Work erkundeten wir, wie Meetings klar, lebendig und gut strukturiert werden können.
Der Fokus lag auf förderlichen Kommunikationsflüssen und einer Feedbackkultur, die Entwicklung auf Team- und Organisationsebene stärkt.
Zwischen autoritär und konsensual liegt eine vielfältige Palette an Entscheidungs-formen. Im Workshop beleuchteten wir unterschiedliche Formen und deren Vor- und Nachteile, erprobten praxisnahe Zugänge und tauschten Erfahrungen aus.
LAB: (un)menschliche STRUKTUREN – Menschen organisieren, ohne sie zu vereinnahmen (Host: Stefan Tacha)
Gute Strukturen bieten Platz für menschliche Bedürfnisse und Interessen. Schlechte Strukturen saugen Menschen aus und wälzen Probleme auf sie ab. Wir begaben uns gemeinsam auf eine Erkundungsreise.
Rückblick auf den Dialograum „Zusammenarbeit gestalten“ im Juni 2024
Einblicke
Eröffnung von Sandra Frauenberger
In sozialen Organisationen haben wir höchste Ansprüche an die Qualität unserer Zusammenarbeit. Gleichzeitig möchten wir unsere knappen Ressourcen so wirkungsvoll wie möglich einsetzen.
Die Bedürfnisse unserer Klient_innen und die Erwartungen unserer Mitarbeiter_innen verändern sich. Wir wollen uns als Organisationen weiterentwickeln, um diesen Veränderungen gerecht zu werden. Zugleich müssen wir Förderrichtlinien und Qualitätskriterien konstant erfüllen. Die Zusammenarbeit in sozialen Organisationen aktiv zu gestalten, ist eine komplexe Herausforderung. Unterschiedliche Blickwinkel bieten dabei unterschiedliche Chancen. Der Dialograum ist ein offener, interdisziplinärer Austausch mit praxisorientieren Labs zu Tools & Methoden. Ein Raum für gemeinsames Reflektieren und Voneinander-Lernen.
Eingangs geben drei Fachexpert_innen aus dem DWS Impulse zu aktuellen Fragen der Organisationsgestaltung, die im Anschluss intensiv diskutiert werden.
Warum brauchen wir Organisationen und wie sollten sie aussehen:
Input zu Organisationstheorien von Stefan Tacha
Die Menschen haben Organisationen erfunden, um die Arbeitswelt einfacher zu machen. Wenn wir uns nicht jeden Tag damit beschäftigen müssen wer, mit wem, wie, woran arbeitet, bleibt uns mehr Zeit, in der wir wirksam sein können. Gleichzeitig bleibt die Welt in Wahrheit komplex und verändert sich, gefühlt immer schneller. Und mit der Welt verändern sich auch die Bedürfnisse unserer Mitarbeiter_innen und Kund_innen. Stefan Tacha zeigt in seinem Impuls, wie moderne Organisationen eine Balance finden können: zwischen einer Stabilität, die allen Beteiligten Sicherheit und Zeit für ihre Aufgaben gibt, und einer Flexibilität, die es der Organisation ermöglicht, auf sich ändernde Bedürfnisse einzugehen. Wissenschafter_innen wie Clare Graves (Spiral Dynamics) oder Frederic Laloux (Reinventing Organizations) haben beschrieben wie Gesellschaften im Laufe ihrer historischen Entwicklung ein immer größeres Repertoire entwickelt haben, um Organisationen an verschiedene Bedürfnisse anzupassen. Das heißt wir haben immer mehr Möglichkeiten, um unsere Organisationen so zu organisieren, dass sie zu den Herausforderungen von außen und den Zielen, Werten und der Kultur im inneren passt. Ein Rettungsdienst ist zum Beispiel mit seinen militärähnlichen Strukturen völlig anders organisiert wie die Flüchtlingshilfe oder die mobile Pflege. Aus gutem Grund, weil sie mit unterschiedlichen Herausforderungen umgehen müssen. Es gibt Bücherregale voll mit verschiedenen Organisations-Konzepten:
Lean (Was Lean Management bedeutet) als Kulturkonzept, dass den Blick auf die Kund_innen richtet und von dort weg alle Prozesse entwirft
Scrum (Scrum Guide) oder für größere Strukturen Safe (Scaled Agile Framework) als Framework, dass schnelles iteratives Arbeiten direkt am Rand der Organisation organisiert
Erschöpfung & Überlastung durch Innehalten begegnen:
Wirken im sozialen Feld ist per se herausfordernd; verbunden mit multiplen Krisen und Personalmangel sind viele soziale Organisationen mit Erschöpfung und Überlastung konfrontiert. Sonja Regen (DWS) nennt in ihrem Impuls Ansatzpunkte, wie wir die Zusammenarbeit in sozialen Organisationen zugunsten von Entlastung, Resilienz und Resonanz gestalten können. Ein simpler und zugleich wirkungsvoller Weg ist es, Leer- und Zwischenräume im Arbeitsalltag zu würdigen und ein individuelles und gemeinsames Innehalten strukturell zu verankern, anstatt jeden noch so kleinen Leerraum sofort mit dem nächsten To Do zu füllen: bewusstes Abschließen der vorherigen Aufgabe; einmal tief durchatmen, mit sich selbst verbinden, eigene Bedürfnisse spüren, dem aktuellen Moment achtsam lauschen – all dies hat gesundheitliche Vorteile für die Entspannung unseres Nervensystems, fördert unsere Resonanzfähigkeit im Team und ist ein Kreativitäts-Booster für innovative Lösungsfindung. Letzteres ist u.a. in der Theory U beschrieben, ein achtsamkeitsbasierter Prozess für die Entwicklung zukunftsfähiger Lösungen für komplexe Herausforderungen, in der das Innehalten einen zentralen Wert hat. Dafür gibt es auch ein umfangreiches, frei verfügbares Set an Tools und Methoden.
Input zu organisationaler Resilienz von Sonja RegenInput zu psychologischer Sicherheit von Birgit Matzinger
Psychologische Sicherheit:
Im engen Zusammenhang mit Resilienz steht auch das Thema Vertrauen, das Birgit Matzinger (DWS) in ihrem Impuls zu psychologischer Sicherheit aufgreift. Psychologische Sicherheit bedeutet, dass Teammitglieder die geteilte Überzeugung haben, dass sie sich sicher fühlen können zwischenmenschliche Risiken einzugehen. Das heißt, dass sie zum Beispiel Fehler zugeben und ansprechen, kritisch hinterfragen und ihre Meinungen äußern können, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben. Gleichzeitig wollen Menschen in ihrer Arbeit zumeist einen guten Eindruck vermitteln und nicht unwissend, inkompetent, aufdringlich oder zu kritisch wirken. Es wird also Reputationsmanagement betrieben, was dazu führen kann, dass zwischenmenschliche Risiken nicht eingegangen werden. Um hier entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass Organisationen und Führungskräfte Räume schaffen, in denen es möglich ist, zwischenmenschliche Risiken einzugehen, zum Beispiel in Form von Supervision, einer Team-Retrospektive oder als Teil einer Teamsitzung. Gleichzeitig können Führungskräfte insofern verstärkend wirken, indem sie Fehler nicht nur tolerieren, sondern aktiv analysieren und als Lernchance nutzen. Die beste Frage im Sinne der psychologischen Sicherheit ist also auf einen Fehler mit ‚Was können wir daraus lernen?‘ zu reagieren. Wer genauer nachlesen möchte: Die angstfreie Organisation von Amy Edmondson.
Die Labs:
» Freiraum schaffen durch Weglassen – Ein volles Glas lässt sich nicht füllen
Linh Dinh führt die Teilnehmer_innen durch die Themensammlung
Im Exnovation Lab konnten die Teilnehmer_innen erleben, dass es oft sinnvoll ist, Innovation auch mal bei Exnovation, also beim Weglassen zu starten.
In unserer schnelllebigen Zeit verändern sich Anforderungen an Systeme häufig und in kurzen zeitlichen Abständen. Für die Anforderungen von gestern gibt es bereits hoch-technologisierte und bestens durchdachte Systeme bzw. Prozesse. Diese bestehenden Systeme, welche auf Basis von bereits veralteten Anforderungen entwickeln worden sind, noch weiter zu optimieren bringt keinen in Relation stehenden Nutzen mehr. Exnovation kann hier der nächste Entwicklungsschritt bzw. ein nachhaltiger und Mehrwert stiftender Schritt zurück sein. Mit Exnovation wollen wir aus nicht mehr nachhaltigen und zielführenden Entwicklungsrichtungen ausscheren und uns wieder auf die wesentlichen Dinge, die uns einen wahren Wert bringen, besinnen.
Gerade die Anfangszeit in einer neuen Organisation ist von Unsicherheit und Überforderung geprägt: fehlende Erfahrungen mit den Abläufen, geballte Informationsflut zu Beginn, informelles Wissen das nicht dokumentiert ist, fehlendes Vertrauen in Ansprechpersonen, etc. Das alles führt zu Stress und kann die Motivation erhöhen, das Unternehmen wieder zu verlassen. Im Lab „Bestens begleitet“ haben wir besprochen, welche Aspekte einen guten Einstieg in einen neuen Job unterstützen können. Im Anschluss konnten die Teilnehmer_innen einzelne Phasen eines Onboardings selbst entwerfen und sehen, wie schnell und einfach sie mit der im DWS entwickelten App digitalisiert werden können. So kann jede Organisation einen Onboarding-Prozess gestaltet, der Sicherheit gibt, eine Beziehung aufbaut, ein gesundes Arbeitsumfeld schafft und sogar berufliche Inhalte vermittelt und festigt.
Dominik Leitner von OVOS zeigt live, wie einfach die Onboarding App genutzt werden kann
Die Onboarding App ist schon in mehreren Organisationen im Einsatz. Auf der Webseite von Ovos können Sie sich über die App informieren. Dominik Leitner und Jörg Hofstätter unterstützen Sie gerne, wenn Sie die App für das Onboarding Ihrer neuen Mitarbeiter_innen verwenden wollen.
» Austausch auf den Punkt gebracht – Meetings wirkungsvoll gestalten
Im Lab „Austausch auf den Punkt gebracht!“ wurden Impulse gegeben, wie Meetings abseits einer immer gleich gestalteten wöchentlichen „Team-Sitzung“ gestaltet werden können: Welche unterschiedlichen Settings und Moderationstechniken eignen sich je nach Ziel und Zweck eines Treffens? Birgit Matzinger und Sonja Regen gaben Einblicke in die agile Meeting-Gestaltung im DWS sowie die Lernerfahrungen aus dem Organisationsentwicklungsprozess der vergangenen Jahre.
Demonstriert wurden z.B. eine Team-Retrospektive, in zur Reflexion der Team-Zusammenarbeit oder ein operatives Planungstreffen anhand eines Kanban-Boards. Die Teilnehmer_innen teilten spannende Fragen, Herausforderungen und Good Practices aus ihrem Alltag als Personaler_innen, Team- und Einrichtungsleitungen. Darüber hinaus wurden unterschiedliche Entscheidungsformen in den Blick genommen und gemeinsam analysiert: von Einzelentscheiden und Mehrheitsentscheiden über den konsultativen Einzelentscheid, den soziokratischen Konsent bis hin zum basisdemokratischen Konsens. Die Teilnehmer_innen aus allen fünf Bereichen der Wiener Sozialwirtschaft nahmen frische Impulse und eine große Portion Gestaltungsfreude aus dem Lab mit in ihre Organisationen.
Am 3. Oktober 2025 lädt das Anton Proksch Institut gemeinsam mit arbeit plus Wien und dem Dachverband Wiener Sozialeinrichtungen zur Fachtagung Frau.Sucht.Arbeit ins Bildungszentrum der AK Wien (Theresianumgasse 16–18A, 1040 Wien). Im Mittelpunkt stehen gesellschaftliche, gesundheitliche und arbeitsmarktpolitische …
Der Dialograum bietet Raum für Austausch und Vernetzung von Führungskräften und Fachmitarbeiter_innen aus Sozial- und Gesundheitseinrichtungen zum Thema Barrierearme Kommunikation. Ergänzend gibt es Fachinputs und Impulse zu konkreten Tools und Methoden in praxisorientierten Labs. Freitag, …