Information & Medien

"Vielleicht muss auch die gute Seite Werkzeuge wie Trollfarmen und Hacker nutzen, um unsere Gesellschaft gegen die demokratiefeindlichen Plattformen moderner Medienoligarchen zu verteidigen”

Tanja Wehsely
Geschäftsführerin Volkshilfe Wien

Einleitung

Medien spielen eine zentrale Rolle in der Darstellung sozialer Themen und vulnerabler Gruppen. Sie tragen Verantwortung, können soziale Ungleichheiten sichtbar machen oder bestehende Vorurteile verstärken. Besonders in sozialen Medien ist die Gefahr groß, dass einfache Narrative und Emotionen dominieren, während komplexe gesellschaftliche Themen zu kurz kommen. Die Arbeit mit klassischen und sozialen Medien unterscheidet sich grundlegend: Klassische Medien setzen auf journalistische Standards und Reichweite, während soziale Medien über visuelle und emotionale Ansprache wirken. Dies verlangt von sozialen Organisationen eine klare Strategie, welche Bilder und Informationen sie verbreiten möchten. Dabei stellt sich die Frage, wie ein differenziertes Bild erzeugt werden kann, das nicht stigmatisiert, sondern zur Solidarität anregt. Die Fragmentierung von Meinungen durch die Medienlandschaft stellt eine Herausforderung dar. In den Blasen der sozialen Netzwerke entstehen oft festgefahrene Bilder. Hier gilt es, bewusst gegen den Strom zu arbeiten und neue, inklusive Narrative zu schaffen. Medienarbeit im sozialen Bereich ist somit eine strategische Aufgabe, die Diskursräume aktiv mitgestaltet und eine differenzierte Kommunikation fördert.

Herausforderungen

Medienlandschaft im Wandel: Ressourcenmangel und der Verlust an Qualität

Massenmedien geraten zunehmend in einen Konflikt zwischen Kosten und Nutzen. Der investierte Aufwand in fundierte Recherchen schrumpft, während Sensationalismus und die Kombination von Fake News mit Fakten zunehmen. Diese Entwicklung führt zu einer verzerrten Darstellung der Realität, die nicht nur das Vertrauen in die Medien untergräbt, sondern auch die öffentliche Wahrnehmung negativ beeinflusst. Der Fokus auf maximale Reichweite hat dazu geführt, dass viele Medienhäuser in erster Linie Einnahmen generieren wollen – zulasten einer ausgewogenen und sorgfältig recherchierten Berichterstattung.

Die Rolle der sozialen Medien: Echo-Kammern und Parallelgesellschaften

Soziale Medien, ursprünglich als Plattformen für den demokratischen Austausch gedacht, haben sich zunehmend zu Echokammern entwickelt. Die Algorithmen, die Nutzer_innen in kleinen, isolierten Welten halten, verstärken vor allem die Sichtweisen, die den individuellen Vorlieben entsprechen. Diese Filterblasen schaffen eine Illusion von Sicherheit und Zugehörigkeit, verhindern jedoch die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Perspektiven. Das Risiko einer zunehmenden Polarisierung und der Verlust einer gemeinsamen, gesamtgesellschaftlichen Sichtweise sind dabei nur die sichtbarsten Folgen.

Marginalisierte Gruppen: Sprachlosigkeit in einer globalisierten Medienwelt

In der heutigen Medienlandschaft geraten marginalisierte Gruppen oft zu Opfern politischer und wirtschaftlicher Interessen. Ihre geringe Medienpräsenz macht es ihnen schwer, sich gegen Diskriminierung oder Missrepräsentation zur Wehr zu setzen. Während die Technologie und die Medienwelt sich immer schneller entwickeln, bleibt ihre Möglichkeit zur Einflussnahme begrenzt. Lobbyist_innen und Influencer_innen, die diese Technologien gezielt nutzen, verstärken diesen Trend, während die eigentliche Betroffenheit und die Realität marginalisierter Gruppen zunehmend in den Hintergrund treten. Die Herausforderung besteht darin, diesen Gruppen Gehör zu verschaffen und ihre Sichtweisen angemessen zu vertreten.

Kommunikationsdefizite in der Sozialwirtschaft: Herausforderungen und Lösungen

In der Sozialwirtschaft haben sich die Strukturen und Professionalisierung ebenfalls weiterentwickelt. Doch trotz dieser Fortschritte fehlt es vielen Organisationen an den notwendigen Ressourcen, um ihre Kommunikation effektiv zu gestalten. Die Fähigkeit, die eigene Arbeit sichtbar zu machen und die Klient_innen in die öffentliche Wahrnehmung zu rücken, ist oft eine Frage der Ressourcen. Viele Sozialunternehmen sind nicht in der Lage, die Expertise im Bereich Medienarbeit oder Öffentlichkeitsarbeit aufzubauen. Um den Herausforderungen der modernen Medienlandschaft gerecht zu werden, braucht es mehr Unterstützung und eine stärkere Vernetzung innerhalb der Branche.

Wichtigste Hebel

Strategische Kommunikationsplanung: Ressourcenschonung und Zielklarheit

Sozialorganisationen müssen zu Beginn eine strategische Frage beantworten: Wie viele Ressourcen möchte und kann ich in Kommunikation investieren? Spätestens seit Paul Watzlawicks bekanntem Zitat ist klar, dass wir nicht nicht kommunizieren können. Aber man kann sich auf das notwendige Minimum beschränken. Dazu gehören aktuelle und für die Zielgruppe leicht verständliche Informationen für Mitarbeiter_innen, (potenzielle) Klient_innen und deren Zugehörige. Es ist unerlässlich, eine strategische Entscheidung zu treffen, die im Einklang mit den verfügbaren Mitteln steht. Eine fundierte Planung sorgt dafür, dass die Kommunikation nicht überstrapaziert wird und gleichzeitig die wichtigsten Zielgruppen – Mitarbeitende, (potenzielle) Klient_innen und deren Zugehörige – ausreichend erreicht werden. Eine klare, leicht verständliche Präsentation der eigenen Arbeit und Werte sollte dabei im Fokus stehen.

Krisenkommunikation als Grundlage für Vertrauen und Transparenz

Unerlässlich ist ein Krisenkommunikationsplan. In schwierigen Situationen, wenn die Organisation in den Fokus von Medien oder der Öffentlichkeit rückt, ist es entscheidend, vorbereitet zu sein. Ein gut ausgearbeiteter Plan ermöglicht es, die eigene Perspektive klar und sachlich zu vermitteln, selbst wenn Emotionen und Stress die Kommunikation belasten. Dies schafft Vertrauen und sorgt dafür, dass die Organisation nicht von außen interpretiert wird, sondern selbstbewusst ihre Haltung zeigt.

Kosten-Nutzen-Abwägung: Effiziente Kommunikationsmaßnahmen

Bei allem darüber hinaus sollten Kosten und Nutzen abgewogen werden. Kommunikation kann als Werbung genutzt werden, für zusätzliche Einnahmen, neue Klient_innen oder zukünftige Mitarbeiter_innen. Organisationen können durch ihre Expertise oder als Sprachrohr ihrer Klient_innen und deren Bedürfnissen gesellschaftliche und politische Diskurse beeinflussen. Oder durch gezielte Maßnahmen im Grätzl ein lokales Umfeld schaffen, dass die eigene Arbeit wertschätzt und unterstützt. Wenn man sich zu viel vornimmt, können die ohnehin knappen Ressourcen allerdings wirkungslos verpuffen oder sogar ein negatives Image provozieren.

Netzwerke als Schlüssel zu erfolgreicher Medienarbeit

Ein entscheidender Hebel für erfolgreiche Medienarbeit sind Netzwerke. So kann es sich lohnen, die ressort-zuständigen Journalist_innen der relevanten Medien kennenzulernen und ihnen immer wieder von sich aus Geschichten anzubieten. Dadurch können eigene Themen platziert werden und man wird mittelfristig zu einer Ansprechperson für redaktionelle Storys. Außerdem können alternative Medienplattformen mit sozialkritischem Anspruch hilfreiche Partner_innen sein.

Gemeinschaftliche Kampagnen: Synergien schaffen und Reichweite erhöhen

Eine weitere Möglichkeit, die Reichweite zu steigern, ist die Zusammenarbeit zwischen den Organisationen. Durch gemeinsame Kampagnen können wichtige Themen gebündelt und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Auch die Unterstützung in sozialen Medien, etwa durch Likes, Shares und Collab Posts, kann die Reichweite erheblich erhöhen. Besonders bei gesellschaftlich relevanten Themen können gemeinsame Initiativen eine stärkere Wirkung entfalten und ein größeres Bewusstsein schaffen.

Ethik in der Medienarbeit: Verantwortung übernehmen und Wege finden

Obwohl der Einsatz von Influencer_innen und anderen unkonventionellen Methoden in der Kommunikation zur Reichweitensteigerung verlockend sein kann, müssen Sozialorganisationen immer die ethischen Implikationen im Blick behalten. Während Influencer_innen als Verstärker_innen von Botschaften agieren können, ist der Einsatz von Hacker_innen oder Botnetzwerken nicht nur ethisch fragwürdig, sondern auch riskant und potenziell schädlich für das Image. Eine verantwortungsvolle Kommunikation sollte immer den langfristigen Ruf und die Integrität der Organisation im Blick behalten.

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GeKo Pass und Mappe

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