Mit dem neuen Format „Trialog – Über Mitsprache reden“ hat der Dachverband Wiener Sozialeinrichtungen im Herbst 2025 einen Raum geschaffen, in dem Fachkräfte, Angehörige sowie Menschen mit Konsum- oder Suchterfahrungen gemeinsam über Mitsprache in der Sucht- und Drogenhilfe reflektierten. Im Mittelpunkt stehen gemeinsames Lernen, Perspektivenvielfalt und die Frage, wie Partizipation in den Organisationen gestärkt werden kann.
Im Rahmen eines intensiven ersten Tages mit fachlichem Input von Andrea Pilgerstorfer (FH St. Pölten), Kleingruppenarbeit und Austausch im Plenum wurde Mitsprache nicht nur diskutiert, sondern konkret erprobt. Zwei anschließende Reflexionstreffen boten Gelegenheit, Erfahrungen zu vertiefen und Feedback einzuholen.

Unsere Learnings
Die folgenden Learnings fassen zentrale Erkenntnisse aus der Durchführung zusammen und bieten Impulse für Organisationen, die ähnliche Formate planen oder weiterentwickeln möchten:
1 Partizipation durch Partizipation lernen.
Das trialogische Format selbst ist Lernraum für eine partizipative Haltung – auch für das Vorbereitungsteam, das sich im Prozess zunehmend partizipativer ausrichtet.
2 Gute Vorbereitung ist entscheidend.
Raum, Zeit und Thema müssen frühzeitig feststehen. Auch eine passende Verpflegung trägt wesentlich zur Atmosphäre bei – und diese ist zentral für gelingende Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
3 Ziel und Richtung klar benennen.
Das Ziel der Veranstaltung muss für alle Beteiligten erkennbar sein und ist zentral für das Gelingen. Es bietet Orientierung, auch wenn das große Ziel noch schwammig ist.
4 Struktur und Offenheit ausbalancieren.
Zwischen klarer Struktur (zur Sicherheit und Orientierung) und offenem Austausch besteht ein produktives Spannungsfeld, das bewusst gestaltet und reflektiert werden muss.
5 Wissensstände angleichen.
Ein gemeinsamer Wissensstand zu Beginn fördert Verständigung und Beteiligung. Ein einführender Input zum Thema Partizipation erwies sich als sehr hilfreich, damit alle Beteiligten mit denselben Grundlagen in den Austausch gehen konnten. Dieser wurde von der Nutzer_innen-Gruppe besonders geschätzt.
6 Ausreichend Vorlaufzeit einplanen.
Die Organisation erfordert Zeit. Fachkräfte sind oftmals bereits ressourcentechnisch ausgelastet und Einladungen sowie Abstimmungen binden zusätzliche Ressourcen. Auch die Einladung von Nutzer_innen braucht Vorlauf.
7 System- und Erfahrungsexpertise verbinden.
Alle Beteiligten brachten Wissen über das System der Sucht- und Drogenhilfe mit. Zusätzlich gab es von Seite der Nutzer_innen – und zum Teil von Fachkräften – auch persönliche Erfahrungen mit Suchterkrankungen oder als Angehörige.
8 Sprache und Einladung sorgfältig gestalten.
Einladungen sollten klar, verständlich und gleichzeitig niederschwellig formuliert sein. Es zeigte sich, dass Begriffe wie Mitsprache oder Beteiligung unterschiedlich gelesen werden können.
9 Klare Moderation ist wesentlich.
Auch scheinbar Selbstverständliches sollte angeleitet und erklärt werden, um sicherzustellen, dass klar ist, was zu tun ist.
10 Transparenz fördern.
Ein offener Umgang mit Informationen und Reflexionen schafft Vertrauen. Wissen gehört allen Beteiligten.
11 Wertschätzung stärkt Beteiligung.
Die gemeinsame Arbeit wurde als respektvoll und anerkennend erlebt. Teilnehmende fühlten sich gehört und gesehen.
12 Faire Rahmenbedingungen schaffen.
Fachkräfte nehmen während der Arbeitszeit teil und Nutzer_innen erhalten Lebensmittelgutscheine als Aufwandsentschädigung.
13 Übergreifendes Lernen ermöglichen.
Das Format zeigt, das gemeinsames Lernen über Organisationsgrenzen hinweg gelingen kann und unterschiedliche Perspektiven sehr bereichern.

Die Reihe wird im Februar 2026 fortgesetzt.
Ein besonderer Dank gilt, neben den Teilnehmer_innen, dem Vorbereitungsteam, das den Auftakt mit viel Engagement mitgestaltet hat: Andrea Pilgerstorfer (FH St. Pölten), Andreas Eilenstein (Verein Grüner Kreis), Barbara Trobej (Suchthilfe Wien), Barbara Waidhofer (Dialog) und aus dem DWS: Birgit Matzinger und Sonja Regen.
Bei Fragen und Interesse am Thema:
birgit.matzinger@dachverband.at oder trialog@dachverband.at